Zehn Wanderwege in und um Berlin

14-06-2019 12:03:59

Feuchte Pfade

Alte Seilfähre, verwunschene Gewässer, ein Demeter-Hof: im Vier-Seen-Gebiet rund um Strausberg

Schönes kann manchmal unerwartet nahe liegen — wie das Seengebiet rund um Strausberg am östlichen Stadtrand Berlins. Vier Seen bieten auf diesem Rundweg ihre verschiedenartigen Ufer zum Umwandern und Baden an und lassen diese Tour zum perfekten Sommerausflug werden. Schon der Beginn der Wanderung ist etwas Besonderes: Mit der historischen Seilfähre, die bereits seit 1894 in Betrieb ist und ganzjährig bei gutem Wetter verkehrt, setzen wir zum anderen Ufer des Straussees über und laufen, flankiert von Kiefern, zum kleineren Fängersee. Durch Bruchwald auf teilweise feuchten Pfaden umrunden wir seine Ufer und gelangen gleich schon zum nächsten Gewässer, dem Bötzsee, der mit seinen herrlichen Badebuchten zu längerer Rast einlädt.

Ein Sprung ins klare Nass ist ein Muss, aber wer an dieser Stelle lieber in der Sonne liegen bleibt, dem sei verständnisvoll verziehen — uns ist das selbst schon passiert. Dabei lohnt es sich durchaus noch den letzten Abschnitt zum Herrensee zu gehen, der sich mit Seerosen bedeckt und schilfbewachsen besonders verwunschen präsentiert. Zurück in Strausberg führen die letzten Meter erneut am Wasser entlang.

In der Abendsonne besteht die Möglichkeit eines letzten Bades oder eines Spaziergangs durch den historischen Stadtkern. Besonders empfehlenswert ist auch ein Abstecher zum Demeter-Hof Beerenblau ins benachbarte Wilkendorf. Dort baut Familie Walter Heidelbeeren an, die von Juli bis Mitte August selbst gepflückt – und genascht werden dürfen.

Text: Sina Schwarz & Theresa Wißmann

Rund um Strausberg


Auf dem ­Pilgerpfad

Wälder, Felder, Seen und kleine Orte: auf dem Jakobsweg nach Bad Wilsnack

Der Weg lädt zum stillen Wandern ein. Man bekommt den Kopf frei und verfällt in eine Art meditatives Gehen. Wir beschreiten den Pilgerweg nicht aus religiösen Gründen, sondern als Schulfreundinnen, die sich viel zu erzählen haben, aber auch schweigend den Weg genießen können. Die Quartiere haben wir telefonisch reserviert. Da wir in den „Pilgerherbergen“ erwartet werden, gibt es immer Frühstück und oft auch Abendessen. Der Weg beginnt eigentlich an der Marienkirche in Berlins Mitte.

Diesen Teil haben wir uns geschenkt und sind mit der S-Bahn bis nach Hennigsdorf gefahren. Die erste Etappe führt über Bötzow nach Flatow teilweise auf einer alten Postkutschenstrecke. Am nächsten Tag geht es über das Storchendorf Linum nach Protzen. Die Vermieterin der Ferienwohnung betreut auch das liebevoll eingerichtete Heimatmuseum im alten Schulgebäude. Das Highlight der dritten Etappe nach Barsikow ist die Pilgerunterkunft im Turm der Dorfkirche. Die vierte Etappe führt durch Wusterhausen und vorbei am Kiemkowsee nach Kyritz, eine kleine, aber lebhafte Stadt, in der man gut essen kann. Dann geht es weiter nach Söllenthin und am nächsten Tag nach Bad Wilsnack vorbei an der Plattenburg. Ein Besuch der alten Wasserburg lohnt sich.

In Bad Wilsnack übernachten wir in der liebevoll eingerichteten Ferienwohnung Stiefmütterchen. Natürlich muss man die Wunderblutkirche besuchen. Vom Kirchturm hat man eine sehr gute Aussicht. Zum Abschluss entspannen wir dann einen ganzen Tag in der schönen Therme. 

Text: Bettina Stirl

Rund um Bad Wilsnack


Rieselfelder-Ruhepuls

Waldschule, Wildpferde, Heidelandschaft, Seen: vom S-Bahnhof Buch bis zum Gorinsee und zurück

Ein Morgen im Sonnenschein. Es ist mein Geburtstag, da muss ich immer etwas Besonderes erleben. Also schnüre ich die Wanderstiefel und fahre zum S-Bahnhof Buch. An der ­Wiltbergstraße beneide ich kurz die neuen Bewohner des ­ehemaligen Klinikgeländes „Ludwig Hoffmann-Quartier“. Der Berliner Stadtbaurat und Architekt Ludwig Hoffmann (1852-1932) hat das Bild von Buch mit seinen Krankenanstalten maßgeblich geprägt. Im Forst steht die Waldschule Buch. Gerade brechen Kinder auf zur Exkursion mit den Waldpädagogen. Mich zieht es weiter geradeaus, ich passiere das ehemalige Dr. Heim-Krankenhaus, Tuberkulose-Heilstätte. Heute nennt man das Gelände „Allées des Chateaux“.

Nach dreieinhalb Kilometern: die Berliner Grenze nach Brandenburg inmitten der Heidelandschaft der Rieselfelder. 6,3 Kilometer sind geschafft, als ich den Parkplatz der Schönower Heide betrete. Hallo Mufflons, hallo Wildpferde. Nun reicht’s aber mit offener Landschaft, ich folge dem grünen ­Wanderschild zum Gorinsee. Hier werden Eicheln auf Plattformen zum Fraß angeboten, damit Eichelhäher und – hörnchen sich die leckeren Dinger holen und vergraben. Und hoffentlich vergessen. Baumpflanzung leicht gemacht! Nach knapp zehn Kilometern komme ich am Gorinsee an, endlich mal Zeit und Lust auf eine Pause in der ­Sonne. Thermoskanne, Apfel, Kekse. Im Sommer ist die Badestelle ein Berlin-nahes Ausflugsziel zur Abkühlung, der Gasthof am Gorinsee hat auch den nötigen Biergarten, dort ist nur Montag Ruhetag.

Text: Sigune Sachweh

Buch – Schönower Heide – Gorinsee – Buch
Tierfreunde, Seelenbaumelnde


In weiter Voraussicht

Räucherfisch und ein japanisches Café: In der Uckermark treffen wir Tiere. Und ein paar Menschen

Brandenburg kann auch Berge. Und Brandenburg kann cool. In und auf Gerswalde trifft beides zu. Und das mit der Coolness passt gleicht doppelt. Angenehm entspannt geht es zu in der alten Schlossgärtnerei, die von einigen Exilberlinern um die Filmemacherin Lola Randl bespielt wird, etwa mit dem Café zum Löwen (unter herzallerliebster japanischer Bewirtschaftung) und der Fischräucherei Glut & Späne von Michael Wickert, ehemals ansässig in der Kreuzberger Markthalle Neun. In der Schlossgärtnerei sollten Wandertouren enden. Oder zumindest unterbrochen werden.

Beginnen könnte die Tour im Märkischen Wilmersdorf. Nur nicht (unbedingt) zu Fuß. Der Rufbus, es müsste mal eine Ode auf den Rufbus gesungen werden, bringt uns bis nach Neudorf, fast ans Ufer des Stiernsees, der da so schön zwischen sanften Kuppen liegt, dass man sich glatt dazulegen möchte. Über offene Felder geht es gen Gerswalde. Die trutzige Dorfkirche, die Mühle, die Mauerreste der Wasserburg, von der auch die Schlossgärtnerei ihren Namen hat. Nach der Räucherforelle, oder am nächsten Morgen, sollte man den Ort unbedingt nach Nordwesten verlassen, wo sich von blanken Magerrasenkuppen weit über das Land blicken lässt. Hier, südlich von Prenzlau, ist die Landschaft offen und kupiert. Eiszeitlich. Hier und da ein Weiher, dort ein Baum. Aber ahnt man da im Nordosten nicht schon den Potzlower See und auch den Oberuckersee, an dem diese Reise am Abend enden wird? Erst einmal geht es durch den nördlichsten Zipfel des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin. Fuchs und Hase sollen sich hier gute Nacht sagen? Mag sein. Wir aber sehen Störche, Schafe, Rehe, einen Milan. Die Rohrdommel hören wir zumindest dommeln.

Text: Clemens Niedenthal

Wilmersdorf – Gerswalde – Oberuckersee Strecke 25 Kilometer (auf zwei Tagesetappen splittbar, ab Wilmersdorf 35 km). Anreise Bahnhof Wilmersdorf, Bahnhof Seehausen am Oberuckersee.
Geeignet für Menschen mit Weitblick, Tierliebe und gutem Hunger


Auf zu alten Ufern

Treidelpfade, alte Gemäuer, ganz viel Geschichte: eine Wanderung am Teltowkanal öffnet Horizonte

Nö, man muss den Teltowkanal nicht ganz abwandern. Die ersten Kilometer – von Osten nach Westen– führen vorbei an Industriegebieten, Kleingartenkolonien –immer entlang der rauschenden Autobahn A113. Wirklich schön wird es erst, wenn auf der südlichen Seite der Stadtpark Steglitz auftaucht. Durch ihn fließt die Bäke, ein rinnsaliger Bach, der nur bei Starkregen zu alter Größe anschwillt. Die alten Treidelpfade sind als Parks angelegt, in denen das Lilienthal-Denkmal in neuem Glanz erstrahlt, auch das Café Tomasa hat hier ein neues Quartier.

Beide Kanalufer verbreiten dann auf der Höhe des Kraftwerks Lichterfelde den Eindruck, hier würden Serienmörder ihre Opfer ablegen. Etwas schöner – und historisch interessanter – wird es dann hinter der alten Firma Krone, von West-Berlinern „Spinne“ genannt, die viele Jahrzehnte lang ihre ungeklärten Abwässer im Kanal entsorgte. Nur wenige hundert Meter weiter finden sich auf der nördlichen Seite die Reste des Wasserkontrollpunkts der DDR.

Weiter nach Westen verbreitert sich der Kanal zum Machnower See, an dessen nördlicher Seite einst die alte Hakeburg stand. Auch hier sind nur noch einige Mauern, zwei Tore und der Burgkeller übrig. Aber hier gibt es schöne Ausflugslokale. Landschaftlich ist die Strecke bis zur Kanalmündung am schönsten, der Bach bildet eine feuchte Aue. An der Brücke der alten Friedhofsbahn steht auf einem Campingplatz noch der Wachturm des DDR-Kontrollpunktes, dahinter geht es durch eine brandenburgische Landschaft mit vielen Fichten und sonnigen Sandbänken bis zum Griebnitzsee, wo in einer alten Werft ein Gartenlokal lockt.

Text: Lutz Göllner

Teltowkanal Strecke variabel.


Düne, Kiefern, Wasser

Zwei-Tagestour mit Picknick-Garantie, Badefreuden und Seerundweg: Bad Saarow und Wendisch Rietz.

Packt die Badehose ein, aber bloß keinen Proviant! Denn auf dieser wald- und seenreichen Strecke gibt es mehrere Bademöglichkeiten und die köstlichsten Käse, Knacker und frisch gebackenen Brote.

Tag 1: Von Bad Saarow kommend empfehlen wir, zunächst im Hofladen der Hofgemeinschaft Marienhöhe, Deutschlands ältestem Demeter-Betrieb, den Rucksack für ein Picknick zu füllen. Der „Findlings“-Käse gehört zu unseren Favoriten. Über Feld- und Waldwege geht es dann bis zum Ortsrand von Storkow, wo es Zeit wird, die Schuhe auszuziehen und den Sand unter den Füßen zu spüren — fast wüstenartig erhebt sich die Binnendüne Waltersberge 36 Meter hoch mitten im Kiefernwald. Kurz vor Ende der ersten Tagesetappe lockt eine Badestelle am Großen Storkower See mit einem herrlich flachen Einstieg.

Tag 2: Die zweite Etappe führt als Rundweg von Wendisch Rietz entlang der Seenkette gen Süden. Ganze vier Badeseen und viel schattiger Kiefernwald machen diese Strecke besonders im Hochsommer attraktiv. Vom Großen Glubigsee geht es zum Springsee, dann im Bogen über Felder und Dörfer zum südlichsten Punkt, dem abgelegenen Godnasee und seinem teils besonders schönen und sandigen Badeufer. Zurück Richtung Norden führt der Weg am Grubensee samt Naturcampingplatz entlang. Am Hochufer des anschließenden Melangsees lässt es sich nicht baden, dafür ist die Badestelle am Südzipfel des Springsees umso einladender.

Text: Sina Schwarz & Theresa Wißmann

Bad-Saarow – Wendisch Rietz – Godnasee
Die Autorinnen betreiben gemeinsam den Blog „Milch & Moos. Von Wandern und gutem Essen“,


Schlendern, quasseln

Mitten in einem Naturschutzgebiet bei Buckow führt der Schöpfungspfad lehrreich durchs Grüne

Als Neu-Brandenburger haben wir es zur Tradition gemacht, am 1. Mai unsere Berliner Freunde einzuladen. Dann geht es auf Wanderschaft, entlang des Finowkanals, durch die Schorfheide – oder, wie im vergangenen Jahr, auf den Schöpfungspfad, einen acht Kilometer langen Teilabschnitt der insgesamt 13 Kilometer langen Wanderung durch das Naturschutzgebiet Buckowseerinne.

Startpunkt ist das beschauliche Buckow – nicht zu verwechseln mit Brechts Domizil in der Märkischen Schweiz –, auf dem Parkplatz der Landfleischerei kann man Autos oder Fahrräder getrost zurücklassen. Von hier aus geht es durch eine sanft hügelige Endmoränenlandschaft. Seinem Namen gerecht wird der Schöpfungsgpfad mittels am Wegesrand platzierter Schautafeln, auf denen die Schöpfungsgeschichte zu lesen ist.

Man kann aber auch den Blick über die Hügel schweifen lassen, gemütlich laufen und sich in Gespräche vertiefen. Schlendern und quasseln. Rein in den Wald, raus aus dem Wald, vorbei an Pferdekoppeln, Teichen, weit ausladenden Bäumen… Über das putzig-pittoreske Blütenberg geht es nach Margarethenhof und zurück nach Buckow. Wer nach soviel Augen-Meditation und Natur-Idylle ein touristisches Highlight braucht, kann noch auf den Finower Wasserturm kraxeln.

Wer einfach nur Hunger hat, setzt sich am Werbellinsee in der Alten Fischerei ans Wasser oder kehrt in der Eberswalder Altstadt ein. Zum Beispiel beim bodenständig-herzlichen Italiener Il Castello. Im Gedenken an die toskanisch anmutenden Hügel schmeckt so ein Berg ehrliche Pasta besonders gut. 

Text: Lydia Brakebusch

Naturschutzgebiet Buckowseerinne


Schloss und Poeten

Rund um das „Neuschwanstein des Nordens“: der kleine Boitzenburger Wanderweg

Das Boitzenburger Land liegt in der westlichen Uckermark, zum großen Teil inmitten des Naturparks Uckermärkische Seen. Für Wanderer tut sich hier die Qual der Wahl auf. Wir haben uns, wie immer, ein bisschen vorbereitet. Es gibt den Großen Boitzenburger Wanderweg und den Kleinen Boitzenburger Wanderweg. Der große ist knapp 19 Kilometer lang, der kleine gut zehn Kilometer.

Wir laufen dann „nur“ den Kleinen Boitzenburger, da wir uns im Schlosspark des Schlosses Boitzenburg auf der Wiese einen Mittagsschlaf gegönnt haben und danach bei wunderschönem Sommerwetter im Schlosssee schwimmen waren (kein Eintritt) – nachdem wir im Gasthof zum grünen Baum, Templiner Straße 4, Mittagspause mit dem besten vegetarischen Burger gemacht haben, den ich je gegessen habe. Wir starten dann vom Grünen Baum aus. Von dort geht es über den Poetensteig zur Klostermühle, die an den Ruinen eines alten Klosters liegt.

Die Route führt dann über die Hirschbrücke, zwischenzeitlich grüßt auf der rechten Seite wieder das zweitälteste Schloss Brandenburgs (das übrigens „Neuschwanstein des Nordens“ genannt wird, wie wir einem Wanderwegführer entnahmen), wir wandern weiter bis zum Kriekow- und Schumellensee und dann zurück nach Boitzenburg, wo es durch den Schlosspark geht.

Zum Abschluss noch ein leckeres Eis: Wir kehren in die Mocca Milch Eisbar August-Bebel-Straße 31, ein. Und finden wieder einmal: Diese Wanderung hat sich gelohnt.

Text: Gabriele Richert

Rundwanderweg „Kleiner Boitzenburger“ Strecke 10,5 Kilometer Anreise Mit dem Regio RE3 bis Prenzlau, Bus 503 bis Boitzenburg Markt Geeignet für Waldfreunde und Schlossbegeisterte.

Die Autorin wohnt zwar in Bonn, stellt mit ihrem Mann aber regelmäßig ­Wanderstrecken um Berlin zusammen, wenn die beiden ihr Enkelkind ­besuchen. Was ihr dabei auch wichtig ist: kulinarische Entdeckungen.


Berliner Hochland

Ein Trümmerberg, ein Künstlergrab und der Geist von Peter Joseph Lenné: unterwegs im Grunewald

Berlin hat einen Höhenweg. Den Berliner Höhenweg. Der führt über 70 Kilometer und über das 3.134 Meter hohe Schönbichler Horn – und liegt blöderweise in den Zillertaler Alpen. Berlin hat aber glücklicherweise einen weiteren Höhenweg. Der führt mal steil über und mal neben der Havelchaussee am Ufer der Havel entlang. Und wer sich jetzt über diesen kühn geformten Wanderweg inmitten dieser tellerförmigen Großstadt wundert: Tatsächlich wurde der gut zehn Kilometer lange, überzeugend natürliche Pfad kunstvoll inszeniert. Dieses Konzept der dramatischen Landschaftsimulation ist ein Kind der Romantik, erste Entwürfe des Havelhöhenwegs gehen auf den großen Gartenkünstler Peter Joseph Lenné (1789-1866) zurück. Realisiert wurde er aber erst in den 1950er-Jahren, als im Zuge von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen die meisten der heute zu erwandernden Wege im Grunewald angelegt worden sind.

Wir starten unser Tour am S-Bahnhof Heerstraße. Und wandern über den Teufels- und den vorgelagerten Drachenberg, die beiden Weltkriegsschutthügel, in Richtung Postfenn. Einfach dem Bergrücken folgen, Wege, Pfade oder Mountainbiketrails finden sich nach Belieben. In der Senke dazwischen geht es vorbei am Friedhof Grunewald – mit dem Grab der Sängerin Nico, Muse von Andy Warhol und Stimme von Velvet Underground – zur Havel. Am Ufer angekommen, steht man quasi von selbst auf dem gut markierten Havelhöhenweg. Es folgen Grunewaldturm, Schwanenwerder, Strandbad Wannsee – und immer wieder steile Aufstiege und traumhafte Aussichten. Berlin kann tatsächlich in den Bergen liegen.

Text: Clemens Niedenthal

Teufelsberg – Postfenn – Havelhöhenweg Strecke 18 Kilometer An-/ABreise S-Bahnhof Heerstraße bzw. Grunewald, S-Bahnhof Nikolassee Geeignet für Landschaftsläufer, Stadtkulturhistoriker, Bergsehnsüchtige


Auf den Holzwegen

Berge, Ziegel, Schloss, See: In den Glindower Alpen geht es ganz schön rauf. Und noch schöner runter

„Alpen“ ist natürlich übertrieben. Aber für Brandenburger Verhältnisse geht es ganz schön rauf und runter. Wenn man ziemlich oft seinen fünfjährigen Sohn auf dem Rücken hat, ist das fast schon Alpinistik. Vom Bahnhof Werder braucht der Bus zehn Minuten bis zur Haltestelle Alpenstraße in Glindow. Der Halt ist einigermaßen unscheinbar. Aber dann sind die Alpen direkt voraus.

Rund um den Kreisverkehr, ein paar Schritte über einen kleinen Fußweg, schon ist man mittendrin. Im Wald. Und in den Alpen. Viele Holztreppen, Holzstufen, Holzgeländer. Der Weg ist schattig und feucht, am Vormittag hatte es geregnet. Kleine Anmerkung: Wer hier ohne Mückenspray herumläuft, macht sehr viel falsch. Wie wir an diesem Tag. Leider. Es geht hoch in die Berge. Dann wieder runter. Man kommt, vorbei an einigen Höfen und alten Ziegeleigebäuden, dann zum Ziegeleimuseum Glindow, Industriedenkmal, schon Mitte des 15. Jahrhunderts sollen Zisterziensermönche hier Ziegel gebrannt haben. Das ist alles schon sehr imposant.

Das nahe Ufer des Glindower Sees ist dann noch einmal besonders schön, man kann dort auch baden. Von dort geht es weiter Richtung Schloss Petzow, das auch ein sehr eindrucksvoller Anblick ist. Unten am Ufer gibt es einige Restaurants. Wir wählen die Fontane-Klause. Weniger als Referenz an den berühmten Brandenburg-Wanderer Theodor, sondern weil es dort eine Eisdiele gibt. Das Eis hatte sich mein Sohn wirklich verdient. 

Text: Raiko Bahr

Glindower Alpen – Petzow Strecke 13 Kilometer (kinderfreundlich abkürzbar auf 8 Kilometer)
Anreise mit dem RE1 bis Bahnhof Werder, mit dem Bus 633 bis Glindow, Alpenstraße Geeignet für Familien mit Kindern, Industriegeschichtskenner. Der Autor unternimmt seit knapp einem Jahr einmal im Monat mit kleiner Gruppe Wandertouren durch Brandenburg. Unabdingbar dabei: eine Gast­stätte zum Einkehren



Tags: trekking in berlin,trekking,Gewässer,Wasser,Natur,Reflexion,Wanderweg